Medikamentöse Abtreibung
Seit etwa Mitte der 1990er Jahre ist es möglich ungewünschte Schwangerschaften mit Tabletten abzubrechen. In Österreich ist Mifepriston (Handelsname Mifegyne®) seit 1999 zugelassen. In Österreich darf Mifepriston nur über Krankenanstalten bzw. über gynäkologische Ordinationen wie die unsere abgegeben werden (d.h. man kann es nicht mit einem Rezept in Apotheken kaufen!)
Angewandt werden 2 Medikamente. Zunächst wird Mifepriston oral geschluckt. Es wirkt, indem es die Wirkung des im Körper der schwangeren Frau gebildeten Schwangerschaftshormons Progesteron blockiert, so dass dieses nicht mehr wirken kann. Dadurch wird die Gebärmutter für die zweite Arznei Mifepriston (in Österreich Cyprostol®, in den meisten anderen Ländern Cytotec®) empfindlich. Dadurch wird der Abgang ausgelöst. Mifepriston wird 24 bis 48 Stunden nach Einnahme von Mifepriston vaginal eingeführt.
Der Prozess entspricht dem Vorgang eines natürlichen Abortes.
Diese Methode ist sofort ab dem Ausbleiben der Regel anwendbar, ja sogar schon vor dem Ausbleiben. Es ist neben der Kupfer- und Goldspirale die wirksamste so genannte Postkoitalverhütung (= Nach-dem-Verkehr-Verhütung = Verhütung nach dem Geschlechtsverkehr, bei dem der Eintritt einer Schwangerschaft befürchtet wird) und ist deutlich wirksamer als die Pille danach (siehe Pille danach, bzw. Postkoitalverhütung).
Voraussetzungen
- Es dürfen seit der letzten Regel nicht mehr als 63 Tage vergangen sein.
- Außerdem dürfen Sie nicht an seltenen Grundkrankheiten leiden:
- Erkrankung der Nebennieren,
- an schwerem unbehandeltem Asthma oder
- an einer genetisch bedingten Blutkrankheit namens Porphyrie
Vorteile dieser Methode
- In den allermeisten (97-99 %) Fällen erfolgt kein chirurgischer Eingriff. Daher fallen damit verbundene mögliche Komplikationen weg.
- Sie behalten die Kontrolle über den Ablauf. Sie entscheiden
- wann Sie die zweiten Tabletten anwenden,
- an welchem Ort Sie das machen möchten,
- im Beisein welcher Personen Sie den Abort abwarten, wenn Sie das wollen auch alleine
- und Sie sind bewusst dabei.
Es gibt aber auch einen bedeutenden körperlichen Vorteil: nach einem medikamentösen Abbruch in Vergleich zu einem chirurgischen Abbruch ist die Wahrscheinlichkeit auf eine Frühgeburt bzw. ein Baby mit geringem Geburtsgewicht um 2/3 geringer! (Quelle: Der Frauenarzt 8/21, Matthias David, Folgen eines Schwangerschaftsabbruches für die betroffene Frau: Was wissen wir? Situ KC et al. Perinatal outcomes after induced termination of pregnancy by methods: A nationwide register-based study of first births in Finland 1996±2013)
Nachteile
- Manche Frauen empfinden es als Nachteil, dass sich der Vorgang über 2 Tage erstreckt.
- Aber: die Zeit zwischen der Anwendung der ersten und der zweiten Tabletten ist beschwerdefrei!
- In 1-3 Prozent wird eine Curettage nötig.
- In etwa der Hälfte verläuft der Abbruch wie eine stärkere Regelblutung und
- Viele Frauen sorgen sich, weil gerade in Internetforen immer wieder Frauen von starken Schmerzen berichten.
- Ja, das kann sein. Aber: etwa 50% erleben den Abbruch wie milde Regelbeschwerden. Und sollten stärkere Schmerzen auftreten, so sind sie mit Schmerzmittel gut behandelbar und dauern ganz selten länger als 2-3 Stunden.
Und bedenken Sie: im Internet melden sich eher Frauen mit negativen Erfahrungen!
Nachkontrolle
In allen Fällen erfolgt nach ca. 2 Wochen danach eine Nachkontrolle u.a. mit Ultraschall sowie eine Nachbesprechung.
Wie erwähnt, kann man iitunter im Internet negative Berichte über diese Methodefinden. Es hilft vielleicht, wenn Sie wissen, dass die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) 2005 beide Wirkstoffe (Mifepriston und Misoprostol) in die Liste der wichtigsten Arzneimittel (WHO Model List of Essential Medicines) aufgenommen hat!
Kosten
Die Kosten betragen € 450 Euro.
Sie beinhalten neben dem Eingriff auch die Betreuung aller eventuellen Komplikationen, die Nachuntersuchung und eine abschließende Beratung.
Details zur medikamentösen Abtreibung in Wikipedia.
Mein Team und ich stehen Ihnen für Informationen und Beratung jederzeit gerne zur Verfügung. Informationen zu den wichtigsten Fragen finden Sie auch auf dieser Webseite
Eine persönliche Anmerkung
Seit der Zulassung von Mifegyne in Österreich 1999, habe ich mit dieser Methode Erfahrung sammeln können. Es gibt wahrscheinlich im ganzen Land keinen Facharzt für Gynäkologie, der mehr Erfahrung damit hat als ich.
Diese Erfahrung hat mich bewogen, in Hinkunft keine operativen Abbrüche anzubieten, weil ich je länger ich Frauen durch diese wichtige Zeit begleitete, überzeugter wurde, dass der medikamentöse Abbruch für die allermeisten Frauen die bessere Methode ist.
Die wichtigsten Gründe zusammengefasst:
- Kein operativer Eingriff.
- Er stärkt die Autonomie der Frauen, weil sie selbst etwas aktiv durchführen.
Das hat nach wissenschaftlichen Untersuchungen die Folge, dass der Abbruch im Durchschnitt besser verarbeitet wird. - Außerdem ist er besser in den Alltag integrierbar, weil die Betroffene selbst bestimmt, wann es zum Abbruch kommt. Das hat nahezu immer große Bedeutung im Zusammenhang z.B. mit der Arbeitssituation bzw. bei der Kinderbetreuung..
- Der Zeitaufwand ist geringer, weil ein Termin weniger nötig ist.